Ruthard Stachowske               

Wissenschaftliche Publikationen

Vor- und nachgeburtliche Entwicklung von Kindern abhängigkeitskranker Eltern

„Kinder in suchtkranken Familiensystemen erleben in aller Regel hoch belastete Sozialisationsprozesse. Sie unterliegen einem andauernden Risiko für ihr Wohl. Dies bedeutet Schädigungen unterschiedlicher Schweregrade bis hin zur Todesfolge“ (Ruthard Stachowske & Christian Pönsch, 2012, vgl. a. Stachowske 2014).

Einer der wichtigsten Risikofaktoren, die das Wohl der Kinder in suchtkranken Familiensystemen gefährden, erklärt und begründet sich durch den Konsum psychotroper Substanzen durch die Mütter während der Schwangerschaft. Dies hat häufig schwerwiegende Beeinträchtigungen des kindlichen Wohls zur Folge:

„Suchtbelastete Schwangerschaftsverläufe sind immer noch Ursache Nummer eins für Behinderungen von Kindern in der Bundesrepublik“ (Ruthard Stachowske).

Diese Kinder werden nachhaltig und häufig irreversibel neurobiologisch, psychologisch und somatisch belastet bzw. geschädigt.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, wäre u. a. ein verbindlicher Schutz des ungeborenen Lebens durch gesetzliche Regelungen dringend vonnöten; bislang ist der Schutz des Kindes im Sinne des juristischen Kindeswohls erst mit dem Moment der Geburt gewährleistet, vergl. § 1 BGB.

Ein weiteres, weitgehend unbeachtetes Problem in der nachgeburtlichen Entwicklung dieser Kinder besteht darin, dass bei drogenabhängigen Eltern auch und dringend komorbide Störungen zu beachten sind, die sich auf die Erziehungs- und Beziehungsqualität ebenso wie auf die Qualität der Fürsorge auswirken können. Andere Risiko- und Belastungsfaktoren sind beispielsweise Armut, schlechte Wohnverhältnisse und Beschaffungskriminalität. Auch Krankheiten wie verschiedene Hepatitisarten wirken sich auf die elterliche Erziehungsfähigkeit und somit auf das Wohl der Kinder in suchtkranken Familiensystemen aus. Die Folge ist psychosozialer Stress aufseiten der Eltern mit Rückkopplungseffekten auf das seelische Wohl der Kinder; auch die deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin weist ausdrücklich darauf hin, dass die „Behandlung psychischer Störungen (in Substitutionsbehandlung d. V.) beunruhigend defizitär“ (Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin) ist.

Literaturverzeichnis

Stachowske, Ruthard/ Pönsch, Christian (2012): Kinder drogenabhängiger Eltern. In: Schmid, Marc et al. (Hrsg.) (2012): Handbuch Psychiatriebezogene Sozialpädagogik. Vandenhoeck & Ruprecht. S. 315-324.

Stachowske, R. (Hrsg.) (2014). Schwangerschaft und Kindesmisshandlungen [Themenheft]. Trauma, 12(3).