Der Themenschwerpunkt Leben ist Begegnung – Systemisch begegnet Wissenschaft war auch der Titel der 23. Jahrestagung in Dresden (03. März bis 05. März 2016), den Ruthard Stachowske wissenschaftlich leitete.
Die handlungsleitende Frage dieses Kongresses war,
welche Wirkfaktoren im Sinne der Kybernetik 2. Ordnung haben in der Systemischen Therapie und Beratung eine Relevanz, die hier in ihrer Bedeutung „neu verstanden“ werden sollen.
Diese handlungsleitende Frage entsprach der aristotelischen Philosophie, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, ebenso wie die Philosophie Martin Bubers „der Mensch wird am Du zum Ich“ und „alles wirkliche Leben ist Begegnung“.
In diesem Kongress wurde diese handlungsleitende Fragestellung um die Fragestellung erweitert
„welche neuen Erkenntnisse ergeben sich für Systemische Therapie und Beratung, wenn wir in einen Dialog mit dem System der Wissenschaft und ihren neuesten Erkenntnissen suchen?"
Beispiele für neue Teile des Ganzen, die in Systemischer Therapie und Beratung eine Relevanz entwickeln, sind u. a.
- die Bedeutung vorgeburtlicher Entwicklung für das nachgeburtliche Leben oder der Einfluss der Zeitgeschichte auf individuelle, familiäre und generationale Entwicklungen.
- Kriegskinder und Kriegsenkel, beispielsweise bei Traumata bei Geflüchteten sowie Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs
- die Bedeutung von Abhängigkeitsentwicklung in familiären und generationalen Kontexten und aktuelle Lebensentwicklung
- die Folgen von Traumatisierungen
- die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen des Schutzes von Kindern in ihren Familien
- die Bedeutung von Beziehungen in Familien und die Entwicklung systemischer Forschung und ihre Bedeutung für die Praxis
Dies sind in der Regel Teile bzw. Themen, die „in jeder Beratung und Therapie mitschwingen, ohne dass sie explizit als Teil der Beratung angesprochen oder beachtet werden […]“ (Ruthard Stachowske) und die Rückkoppelungseffekte dieses Erlebens auf folgende Generationen.
Wichtig ist daher, dass die Systemische Therapie und Beratung mithilfe anderer wissenschaftlicher Disziplinen Wissen integriert, „um möglicherweise ein erweitertes Verständnis in der Beratung und Therapie von Familien und Generationen […] zu entwickeln“ (Ruthard Stachowske).
Leben ist Begegnung meint also nicht nur eine Begegnung zwischen professionellem Helfersystem und Hilfesuchenden, sondern auch den Dialog zwischen interfakultativen und interdisziplinären Wissensbeständen und deren Integration in Beratung und Therapieprozesse.
Die Erkenntnisse dieses Kongresses sind in dem Buch „Leben ist Begegnung – Systemische Therapie und Beratung“ (2017, Asanger Verlag) veröffentlicht. Ludwig Janus, ein herausragender Vertreter der Pränatalen Psychologie, hat über dieses Buch eine erste Rezension verfasst.
1.1. Begegnung mit Frieden und Versöhnung - Frauenkirche Dresden
Ein weiterer Schwerpunkt dieser 23. Jahrestagung war der Themenschwerpunkt „Begegnung mit Frieden und Versöhnung“. Dieser Themenschwerpunkt wurde mit der Veranstaltung in der Frauenkirche Dresden am 4. März 2016 um 19.30 Uhr eröffnet.
Wir wollten in dieser Zeit, in der kriegerische Auseinandersetzungen wieder scheinbar alltäglich werden, fragen:
Wie ist es Menschen gelungen, Frieden und Versöhnung in ihrem Leben zu finden – nach dem Erleben von Krieg und seinen Folgen?
Wir wollten so auch lernen, Frieden und Versöhnung zu erreichen – in Familien und Generationen.
Dieser Teil der Tagung wurde am Abend des 4. März 2016 um 19.30 Uhr mit einer Veranstaltung in der Frauenkirche Dresden – und mit Orgelmusik – eröffnet. Die Aufzeichnung dieser Veranstaltung in der Frauenkirche finden Sie hier: http://www.youtube-ruthard-stachowske.de/begegnung-mit-frieden-und-versoehnung-frauenkirche-dresden
Das Buch zu dieser 23. Wissenschaftliche Jahrestagung
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Ruthard Stachowske (Hrsg.) Erschienen 2016 im Asanger Verlag
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Rezensionen: |
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"Das Lesen dieses Buches ist nicht nur eine Begegnung mit Inhalten, die tief berühren, sondern auch mit Autoren, die den Leser mit ihrem tiefen Wissen zu beeindrucken vermögen. Deshalb wünsche ich dem Werk eine weite Verbreitung." (Ludwig Janus in Trauma 4-2017)
Im März 2016 fand in Dresden die 23. Wissenschaftliche Jahrestagung der Systemischen Gesellschaft (SG) statt. Der Fokus der Tagung in Dresden war Zeitgeschichte in der Systemischen Therapie und Beratung. Es ging den Initiator*innen unter der Überschrift „Systemisch begegnet Wissenschaft“ darum, durch Begegnung und durch Reflexion für diese Zusammenhänge ein Bewusstsein entwickeln zu helfen. Das Thema zeitgeschichtlichen Arbeitens begleitet und beschäftigt die Systemische Therapie und Beratung in ihrem mehr- und transgenerationalen Arbeiten von Beginn an – individuell und bei ihren methodischen Ansätzen. Hier nun sollte das Bewusstsein dafür geschärft werden, und zwar interfakultativ und interdisziplinär... (Pfarrer Dr. Thomas Beelitz Münchener Str. 47, 10779 Berlin) ⇒ gesamte Rezension lesen
Als einen Gesamteindruck möchte ich abschließend formulieren, dass dieses Buch zeigt, welche Herausforderung in dem so einfachen Satz „Leben ist Begegnung“ liegt. Konstruktive Begegnung kann nur mit viel Wissen und Lebenserfahrung gelingen, um der Vielschichtigkeit menschlicher Begegnung gerecht werden zu können. […] Mein Eindruck ist der, dass der Herausgeber aus der Herausforderung dieser Situation die Kraft gezogen hat, in dem Buch einen Rahmen zu kreieren, in dem diese verschiedenen Aspekte, die in einer Begegnungssituation präsent sind, so explizit thematisiert werden können. Das diese Aspekte natürlich auch in anderen sozialtherapeutischen individualtherapeutischen Feldern bedeutsam sind, ist das in diesem Buch versammelte Wissen von allgemeinerer Bedeutung. Deshalb wünsche ich ihm eine weite Verbreitung (Ludwig Janus) ⇒ gesamte Rezension lesen